Verpackung als Herzstück der Kreislaufwirtschaft Europas

Einblicke Nachhaltigkeit Klima Forstwirtschaft
1. Oktober, 2025
3 Min Lesezeit
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Automatische Stretchwickelmaschine, die Folie um eine palettierte Ladung in einem Lagerhaus wickelt.

Europa hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt: weltweit führend in der Kreislaufwirtschaft zu werden, seine Industrien zu dekarbonisieren und die strategische Autonomie des Kontinents zu stärken. Es ist eine kühne Vision, doch ein Sektor macht bereits leise Fortschritte in allen drei Bereichen: die Verpackungsindustrie. 

Verpackung steht nicht immer im Rampenlicht, aber sie ist Teil der alltäglichen Infrastruktur, auf die Europa angewiesen ist. Sie hält den Handel am Laufen, sorgt für die sichere Lieferung von Lebensmitteln und Medikamenten und verhindert Abfall, indem sie Waren während des Transports schützt. Gleichzeitig treibt die Branche Innovationen voran – sie liefert nachhaltige Verpackungslösungen, die den Kundenbedürfnissen entsprechen und gleichzeitig messbare Fortschritte bei der Dekarbonisierung von Betrieben erzielen. 

Damit gehört die Verpackungsindustrie zu den Vorreitern des europäischen Übergangs zur Kreislaufwirtschaft. Über den ganzen Kontinent hinweg hat die Branche dazu beigetragen, einen der weltweit fortschrittlichsten Märkte für Sekundärrohstoffe aufzubauen mit Papier und Karton als Spitzenreiter bei den Recyclingquoten. Und wenn neue Materialien benötigt werden, setzt Europa auch hier Maßstäbe mit Fasern aus Wäldern, die nach höchsten Nachhaltigkeitsstandards bewirtschaftet werden und vielfältige Vorteile für Klima, Biodiversität und lokale Gemeinschaften bringen. 

Doch der laufende Fortschritt der Verpackungsindustrie steht unter Druck. Steigende Kosten, fragmentierte Regulierung und zunehmender Wettbewerb aus Ländern mit weniger strengen Nachhaltigkeitsvorgaben stehen dem vollen Potenzial der Branche im Weg. Um auf Kurs zu bleiben, brauchen wir einen Perspektivenwechsel..

Politische Entscheidungsträger sollten Verpackung nicht als Abfallproblem betrachten, sondern die Verpackungsindustrie als eine strategische Branche verstehen, die die europäische Wirtschaft stützt und eine Schlüsselrolle dabei spielt, den Übergang zur Kreislaufwirtschaft zu beschleunigen.“

  • - Gladys Naylor, Group Head of Sustainable Development, Mondi
     

Verpackung kann mehr leisten, doch der Druck wächst 

Doch der Fortschritt hängt davon ab, ob der politische Rahmen richtig gesetzt wird. Es gilt, den Punkt zu finden, an dem Kreislaufwirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit im Einklang stehen. 

Zum einen kann nachhaltige Verpackung länger in der Herstellung dauern und zunächst höhere Kosten für Markeninhaber verursachen. In der aktuellen wirtschaftlichen Lage sind diese Kosten für viele Marken schwer zu tragen. Wenn sich nachhaltige Optionen durchsetzen sollen, müssen sie zur einfachsten und kostengünstigsten Wahl werden. Material- und Energiepreise zu kontrollieren, wird dabei von entscheidender Bedeutung sein. 

Fasern stellen eine andere Herausforderung dar. Die EU führt Maßnahmen ein, um den Übergang von einer fossilbasierten Wirtschaft zu beschleunigen. Dadurch steigt die Nachfrage nach faserbasierten Produkten rapide. Gleichzeitig schränken andere politische Maßnahmen den Zugang zu verantwortungsvoll gewonnenen Fasern ein – sei es durch die Reduzierung des Zugangs zu nachhaltig bewirtschafteten Wäldern oder durch die Förderung der Nachfrage in Bereichen wie Biokraftstoffen. Das verknappt das Angebot, treibt die Kosten in die Höhe und schafft Unsicherheit im gesamten Verpackungssektor. Wenn Europa eine starke Bioökonomie aufbauen will, braucht es einen abgestimmten Ansatz, der Wälder schützt und gleichzeitig die für den Übergang zur Kreislaufwirtschaft benötigten Fasern sichert. 

Auch das Recycling von Kunststoffen steht unter Druck. Europa hat einen wertvollen Markt für recycelte Kunststoffe aufgebaut, doch dieser wird zunehmend durch billige Importe aus Ländern außerhalb der EU untergraben. Diese entsprechen oft nicht den Umwelt- und Sozialstandards Europas und benachteiligen lokale Recycler. Es braucht stärkere Schutzmaßnahmen für europäische Produzenten, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und das Vertrauen in langfristige Investitionen zu erhalten. 

Und selbst dort, wo die richtigen politischen Instrumente existieren, werden sie nicht immer wie vorgesehen angewendet. Ein Beispiel ist die erweiterte Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility). Sie basiert auf dem klaren Prinzip, dass Hersteller die Verantwortung für Verpackungsabfälle übernehmen und die von ihnen gezahlten Gebühren bessere Sammel- und Recyclingsysteme unterstützen sollen. Doch wenn diese Zahlungen in allgemeine Staatshaushalte fließen, geht der Zusammenhang zwischen den Beiträgen der Unternehmen und den notwendigen Verbesserungen zur Förderung kreislauffähiger Verpackung verloren. 

Vom Druck zum Fortschritt 

Europa verfügt über die nötigen Instrumente und die Vision, um diesen Herausforderungen zu begegnen und der bevorstehende Circular Economy Act bietet die Gelegenheit, sie gezielt einzusetzen. Wie Jessika Roswall, EU-Kommissarin für Umwelt, Wasserresilienz und eine wettbewerbsfähige Kreislaufwirtschaft, deutlich gemacht hat, muss das Ziel sein, „den ökologischen Fußabdruck der Union dauerhaft zu verringern, gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und eine offene strategische Autonomie zu fördern.“ Für die Verpackungsindustrie bedeutet das, politische Zielsetzung in reale Fortschritte zu verwandeln. 

Der erste Schritt besteht darin, die Verpackungsindustrie als strategischen Sektor anzuerkennen. Sie spielt eine zentrale Rolle in der Kreislaufwirtschaft und unterstützt übergeordnete Ziele in den Bereichen Handel, Klima und industrielle Resilienz. Diese Rolle sollte sich in den politischen Rahmenbedingungen Europas widerspiegeln – vom Clean Industrial Deal bis zur Bioökonomiestrategie. 

Politische Entscheidungsträger müssen zudem den fortlaufenden Zugang zu nachhaltigen Rohstoffen sicherstellen. Europas Wälder werden bereits nach weltweit führenden Standards bewirtschaftet. Doch es braucht einen kohärenteren Ansatz über Forstwirtschaft, Klimapolitik und Kreislaufwirtschaft hinweg, um sie zu schützen und gleichzeitig die Versorgung mit Fasern zu sichern, auf die eine florierende Bioökonomie angewiesen ist. 

 

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Faire Wettbewerbsbedingungen sind ebenso wichtig. Europäische Produzenten unterliegen bereits hohen Umwelt- und Sozialstandards. Jedes Produkt, das auf dem EU-Markt verkauft wird – ob hier produziert oder importiert – sollte denselben Anforderungen entsprechen. 

Und schließlich muss die erweiterte Herstellerverantwortung ihrem Namen gerecht werden. Wenn Hersteller in das System einzahlen, sollten diese Mittel zur Verbesserung von Sammlung, Sortierung und Recycling beitragen. Kreislaufwirtschaft wird sich nicht durch Absichtserklärungen durchsetzen, sondern durch Infrastruktur, Investitionen und Umsetzung. 

Kreislaufwirtschaft gemeinsam fördern

Wenn die Branche eines besonders gut versteht, dann ist es der Wert von Zusammenarbeit. Fortschritt entsteht selten im Alleingang, er basiert auf geteiltem Wissen, langfristigen Partnerschaften und gemeinsam entwickelten Innovationen. Als weltweit führendes Unternehmen für nachhaltige Verpackungen und Papier arbeitet Mondi eng mit seinen Kunden zusammen, um für jede Anwendung die beste Verpackungslösung zu wählen – ob Papier, Kunststoff oder Verbundstoffe. Dabei steht stets im Fokus, Materialien im Kreislauf zu halten, ökologische Fußabdrücke zu reduzieren und Nachhaltigkeit zum festen Bestandteil des wirtschaftlichen Handelns zu machen. 

Dieser Geist der Zusammenarbeit ist ebenso wichtig zwischen Industrie und Politik. Auf Europas Führungsrolle in Sachen Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft aufzubauen, bedeutet: Zielkonflikte zu erkennen, unbeabsichtigte Folgen vorauszusehen und und das Skalieren von funktionierenden Lösungen gezielt zu unterstützen.

So wie Fortschritt mit Kunden durch Dialog und Verständnis entsteht, hängt auch der Aufbau eines geeigneten politischen Umfelds für Verpackung in der Kreislaufwirtschaft von genau diesem Ansatz ab.“ 

- Fabio Peyer, Growth & Sustainability Director, Mondi Flexible Packaging

Die laufenden Bemühungen, die Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (PPWR) umzusetzen, sind ein Schritt in die richtige Richtung. Politische Fachleute greifen auf das Know-how von Branchenexperten zurück, um die Kreislaufziele der EU praktisch und effektiv umzusetzen. Diesen Denkansatz auch auf die Bereiche Forstwirtschaft, Recyclinginfrastruktur und Energie zu übertragen, würde sicherstellen, dass die Verpackungsindustrie ihr volles Potenzial als strategischer Sektor entfalten kann. 

Richtig umgesetzt, kann Verpackung daher weiterhin zeigen, dass Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit Hand in Hand gehen. Für Europa ist das eine Chance, Verpackung nicht nur zu regulieren. Sie kann als greifbarer Beweis dafür dienen, dass eine Kreislaufwirtschaft florieren kann, wenn Industrie, Verbrauchernachfrage, Ambitionen von Markeninhabern, Innovationskraft und kluge politische Rahmengestaltung partnerschaftlich zusammenwirken. 

Verpackungs- und Verpackungsabfallverordnung

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Packaging and Packaging Waste Regulation